Vuillard und die Kunst Japans

23.06 – 29.10.2023

Im Sommer 2023 stellte die Fondation de l’Hermitage das Werk von Édouard Vuillard (1868–1940) unter dem Gesichtspunkt des Japonismus, der im Paris des Fin-de-Siècle in Mode kam, in ein neues Licht. Das Projekt, dessen Mittelpunkt die in der Hermitage bewahrte zarte Landschaft La Maison de Roussel à La Montagne (1900) bildet, zeigte den entscheidenden Einfluss der japanischen Kunst auf das Schaffen des Nabi-Meisters. Als grosser Sammler von Ukiyo-e-Holzschnitten fand Vuillard in diesen exotischen Werken neue Formate, eine besondere Radikalität der Komposition und des Bildausschnitts sowie einzigartige Motive, die seine ästhetische Sprache entscheidend bereicherten. Rund 100 zwischen den 1890er-Jahren und dem Ersten Weltkrieg entstandene Gemälde und Druckgrafiken des Künstlers, der den Alltag und die Natur pries, führten einen Dialog mit etwa 50 Meisterwerken aus dem Land der aufgehenden Sonne.

DIE WELLE DES JAPONISMUS
Vuillard wurde zweifellos durch die grosse Ausstellung, welche die École des Beaux-Arts 1890 der Kunst Japans widmete, auf die japanische Ästhetik aufmerksam, die zuvor von den akademischen Kreisen vernachlässigt worden war. Während alle Nabi-Maler – angefangen mit Pierre Bonnard, dem «japonisierenden Nabi» – für diese Kunst empfänglich waren, sammelte Vuillard die grösste Anzahl an Drucken: 180 Holzschnitte, die er für wenig Geld im Bon Marché oder im Printemps erwarb. Die von japanischen Landschaften, Geishas oder Kabuki-Schauspielern inspirierten Werke wurden von den Meistern des Holzschnitts geschaffen: Hiroshige, Hokusai, Kunisada, Kuniyoshi, Eisan und Utamaro. Auf Fotografien des Atelier-Salons des Künstlers sind einige an die Wand geheftete Blätter zu sehen. Zu seiner Sammlung gehörten auch mehrere illustrierte Bücher, darunter Band 6 der Manga von Hokusai.

DIE ERNEUERUNG DER CODES DER WESTLICHEN MALEREI
Von 1890 bis 1914 prägen die Bezüge zur japanischen Kunst Vuillards Gemälde, Zeichnungen und Lithografien. Wie die Meister des Ukiyo-e feiert er den Alltag und die Natur. Ohne übertriebene Exotik bereichert er seine Kunst, indem er die japanischen Codes frei übernimmt und mit unerwarteten Formaten, neuen Blickwinkeln und asymmetrischen Kompositionen arbeitet. Häufig vernachlässigt er die albertische Perspektive und schafft ein besonderes Raumgefühl, indem er kühn Vorder- und Hintergründe nebeneinanderstellt. Den Ausdruck von Modellierung oder Volumen lehnt er ab, um die Formen durch gleichmässige Farbtöne und Arabesken zu synthetisieren und mit Textureffekten zu spielen.

THEMEN DER AUSSTELLUNG
Die Schau konzentrierte sich auf die von Vuillard bevorzugten Genres – Interieurs und Landschaften –, die unter dem Prisma der japanischen Ästhetik neu gedeutet werden, um zu zeigen, wie sich der Künstler diese auf sehr persönliche Weise aneignet: Alltagsszenen, Wandschirme und Kakemonos, Arbeiten auf Papier und Natur, Bewunderung. Die Ausstellung wurde durch ein Werkensemble von Vuillards Nabi-Freunden ergänzt, die sich alle von der japanischen Kunst beeinflussen liessen: Pierre Bonnard, Maurice Denis, Paul Élie Ranson und Félix Vallotton.

Unter aussergewöhnlicher Mitwirkung von

La Fondation de l’Hermitage bénéficie du précieux soutien de

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Bildergalerie

Katalog

Vuillard et l’art du Japon

Sous la direction de Sylvie Wuhrmann, Marina Ferretti et Corinne Currat
Publié en coédition avec les Éditions Snoeck, Gand
256 pages, 24 x 29 cm, 232 illustrations couleur
CHF 49.-

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Poster

Vuillard et l’art du Japon

Format mondial F4 (89,5 × 128 cm)
Œuvre : Édouard Vuillard, La Maison de Roussel à La Montagne (détail), vers 1900
Design graphique : Balmer Hählen
CHF 20.-

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